28. Juli
Ein Jahr Texas – High School, Politik und Barbecue
Unser Schüler Simon Geisler (Q1) hat ein Jahr in den USA als Stipendiat des renommierten Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestages in einer Gastfamilie gelebt und eine amerikanische High School besucht. Zum Schuljahresende ist er wieder an den Birklehof zurückgekehrt und berichtet im Folgenden von seinen Erlebnissen.

„The Land of the Free and the Home of the Brave“, ein Jahr lang durfte ich erleben, was es bedeutet, in den USA zur Schule zu gehen, in einer amerikanischen Familie zu leben und Teil einer für mich neuen Kultur zu sein. Als Stipendiat des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) des Deutschen Bundestages habe ich zehn Monate in der texanischen Stadt Tyler gelebt, etwa eineinhalb Stunden östlich von Dallas. Mein Alltag bestand aus High School, Familienleben und regelmäßigem Texas-Barbecue.
Schon der Start war filmreif: Verpasster Anschlussflug, Musikboxen an der Tankstelle, eine Szene wie aus einem Roadmovie, und ein erstes Abendessen im „Texas Roadhouse“, einem typischen texanischen Steakhouse.
Schule und Theater
Besonders spannend war das Schulleben. Ich war Teil des Theaterprogramms an meiner High School und durfte als „Crew Head of Lighting“ die Lichttechnik bei mehreren Bühnenproduktionen gestalten, darunter das Musical „Mamma Mia!“ und das düstere Drama „The Witch of Edmonton“. Im Theater Bereich nahmen wir am renommierten UIL-Wettbewerb teil, bei dem Schulen aus ganz Texas in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Wir erreichten die Bi-District-Eben, ein starkes Ergebnis bei großer Konkurrenz. Ich wurde mehrfach in den Wettbewerbsrunden ausgezeichnet, unter anderem für das beste Lichtdesign und als bestes technisches Crewmitglied.
Schulalltag wie im Film – nur echt
Auch außerhalb der Schule war viel geboten: Homecoming-Dance, Prom (der traditionelle Abschlusstanz) und der sogenannte „Senior Walk“, bei dem man in Cap & Gown durch alle Schulgebäude läuft und von jubelnden Kindern empfangen wird. Erlebnisse, die sich wie aus einem US-Film anfühlen, aber diesmal war ich mittendrin.
Politik hautnah in Washington, D.C.
Ein besonderes Highlight war die Civic Education Week in Washington, D.C., bei der ich gemeinsam mit anderen PPP-Stipendiatinnen und Stipendiaten unter anderem das US-Außenministerium, den Supreme Court, das Kapitol, die Library of Congress und viele Denkmäler der amerikanischen Geschichte im Januar, nur wenige Wochen nach Präsident Donald Trumps Inauguration, besuchen durfte. In einem abhörsicheren Raum simulierten wir eine UN-Sitzung. Besonders beeindruckend war der Blick von der Tribüne in den US-Senat und des House of Representatives. Ein direkter Blick ins Herz der amerikanischen Demokratie.
Die Wahl des 47. US-Präsidenten konnte ich vor Ort miterleben. Vom Wahlkampf selbst habe ich, abgesehen von ein paar Schildern in Vorgärten, wenig mitbekommen, was aber auch daran liegen könnte, dass ich in Texas gelebt habe. Auch mein Alltag hat sich durch das Wahlergebnis nicht spürbar verändert. Dennoch war die politische Stimmung oft Thema, nicht nur in meiner demokratischen Gastfamilie und an meiner Highschool, sondern auch in Gesprächen mit Regierungsmitarbeitern, die wir in Washington trafen. Kritische Stimmen waren dabei deutlich hörbar. Schlussendlich leben aber alle gemeinsam in einem Land, und ich habe es auch oft erlebt, dass Demokraten beste Freunde mit Republikanern waren. Das hat mir gezeigt, dass persönliche Beziehungen oft doch stärker sind als politische Unterschiede und Ansichten.




Technikbegeisterung: NASA hautnah
Als plus-MINT Talent am Birklehof war der Besuch des NASA Space Centers in Houston für mich ein lang ersehnter Traum. Gemeinsam mit meiner Gastfamilie besichtigten wir das Johnson Space Center, darunter eine der letzten drei Saturn-V-Raketen weltweit. Die Rakete in Houston ist die einzige, die theoretisch noch flugtauglich wäre. Auch besuchten wir eine Bucht, die direkt an den Golf von Mexiko (Amerika) angrenzt.
Naturgewalten und kulinarische Abenteuer
Prägend waren auch die Naturgewalten in Texas: Zweimal erlebte ich Tornadowarnungen, bei denen wir Schutz in fensterlosen Badezimmern suchen mussten. Ein Tornado bildete sich sogar nur wenige hundert Meter von uns entfernt und man hörte den Wind eindrucksvoll heulen.
Kulinarisch war mein Austauschjahr ein Abenteuer für sich: Bacon-wrapped Jalapeños, Brisket, Ribs und Truthahn aus dem Smoker, BBQ Mac & Cheese Fries, Alligator, ich probierte mich durch die texanische und „Cajun“-Küche. Sogar ein deutsches Brauhaus mit Bratwurst und Sauerkraut in der Stadt Marshall ließ Heimatgefühle aufkommen.
Kulturelle Highlights
Ich war Teil des Homecoming Courts, sah mehrere Musicals am Broadway Dallas (Hadestown, Peter Pan), besuchte ein NFL-Spiel der Dallas Cowboys gegen die Washington Commanders, nahm kostümiert an einem Renaissance-Festival teil, und durfte am Ende bei der offiziellen Graduation Ceremony mein High School-Diplom in Empfang nehmen, natürlich mit selbst verzierter Graduation Cap inklusive Deutschland- und US-Flagge.





Fazit: Dankbarkeit und Horizonterweiterung
Am Ende dieses Jahres bleibt vor allem eines: Dankbarkeit. Für die Erfahrungen, die Begegnungen und das Vertrauen, das mir durch das PPP entgegengebracht wurde. Ich danke besonders meinem Paten im Bundestag, MdB Andreas Schwarz, der mich für dieses Stipendium nominiert hat.
Ich bin nicht nur mit einem amerikanischen High-School-Diplom zurückgekehrt, sondern mit unzähligen Erinnerungen und Erfahrungen. Ein solches Austauschjahr kann ich allen wärmstens empfehlen, es verändert nicht nur den Blick auf die Welt, sondern auch auf sich selbst.
Text und Fotos: Simon Geisler (Q1)





Das Aufbaugymnasium am Birklehof bietet neuen Weg zum Abitur
Beitrag lesen
Ankommen am Birklehof: Teambuildung und Abenteuer
Beitrag lesenNewsletter Anmeldung
Ansprechpartner
