05. Juni

Theodor Heuss Stiftung und Birklehof – Eine starke Verbindung für die Demokratie

So lebendig kann Demokratie sein

„Als Schülerin war es beeindruckend zu erleben, wie lebendig Demokratie sein kann – nicht nur in großen Reden, sondern in echter Begegnung, von Mensch zu Mensch.“ So beschreibt Hannah, Schülerin der Kursstufe Q2, ihre Eindrücke von zwei prägenden Veranstaltungen der vergangenen Tage im Rahmen der Demokratiebildung am Birklehof: der 60. Preisverleihung der Theodor Heuss Stiftung mit begleitendem Kolloquium am 24. Mai 2025 in Stuttgart sowie der Lesung von Jakob Springfeld – Autor, Menschenrechts- und Klimaaktivist aus Sachsen und Medaillenträger von 2020 – am 2. Juni 2025 bei uns am Birklehof.

Theodor Heuss Stiftung und Birklehof – eine starke Verbindung für die Demokratie

Seit mehreren Jahren nehmen Schülerinnen und Schüler vom Birklehof und der Schule Schloss Salem – auf Initiative von Christel Grünenwald, Mitglied des Schulvorstands und Mitglied des Kuratoriums der Theodor Heuss Stiftung – aktiv am Kolloquium und der Preisverleihung der Theodor Heuss Stiftung teil. Die 1964 von Ernst Ludwig Heuss, dem Sohn des ersten Bundespräsidenten, und Prof. Dr. Dr. Hildegard Hamm-Brücher gegründete Stiftung, zählt zu den ältesten Demokratiestiftungen Deutschlands. Ihr Ziel ist es, demokratisches Engagement sichtbar zu machen und Impulse für Partizipation und Eigenverantwortung in einer europäischen Bürgergesellschaft zu geben.

Zu den Preisträgern der Theodor Heuss Stiftung gehören unter anderem Helmut Schmidt, Richard von Weizäcker, Rita Süssmuth, Jürgen Habermas, Maja Göpel, Christo, und seit 2025 Maia Sandu. Der erste Preisträger war 1965 Georg Picht, der den Birklehof nach dem zweiten Weltkrieg wieder eröffnete und unsere Schule maßgeblich prägte.

Ein besonders eindrucksvolles Element des vor der feierlichen Preisverleihung stattfindenden Kolloquiums: Die Preis- und Medaillenträger der Theodor Heuss Stiftung werden durch unsere Schülerinnen und Schüler vorgestellt.  Aus ihrer persönlichen Perspektive berichten die Jugendlichen, welche Bedeutung das Engagement der Ausgezeichneten für sie hat, was sie davon lernen – und wie Demokratie in ihrem Alltag eine Rolle spielt. Beim Kolloquium, beim festlichen Abendessen oder auch in den Pausen entstehen persönliche Begegnungen auf Augenhöhe mit Gästen und früheren Preisträgern unterschiedlichster Herkunft. Die Schülerinnen und Schüler erleben hautnah, dass Demokratie eine Lebensform ist. Sie werden inspiriert und ermutigt, im eigenen Alltag sich für Demokratie einzusetzen.

Erste Schule mit einer neuen Veranstaltungsreihe mit Preisträgern

Mit dem Ziel, die inspirierende Zusammenarbeit mit der Theodor Heuss Stiftung weiter auszubauen, haben wir als erste Schule in Deutschland eine eigene Veranstaltungsreihe mit bisherigen Preis- und Medaillenträgern der Stiftung ins Leben gerufen. Hierfür wird unsere Delegiertenversammlung insbesondere junge Persönlichkeiten, die für ihr demokratisches Engagement ausgezeichnet wurden, zu uns an den Birklehof einladen – und somit allen unseren Schülerinnen und Schülern einen direkten, lebendigen Austausch ermöglichen. Den Auftakt machte am 2. Juni Jakob Springfeld, geboren 2002: Autor, Klima- und Menschenrechtsaktivist aus Sachsen, der 2020 mit einer Theodor Heuss-Medaille ausgezeichnet wurde und heute zu den Mitgliedern des Kuratoriums der Stiftung zählt.

Bereits mit 12 Jahren engagierte sich Jakob Springfeld ehrenamtlich in der Geflüchtetenhilfe in Zwickau. Nach rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz 2018 gründete er lokale Gruppen von „Fridays for Future“ und der Grünen Jugend – und positionierte sich öffentlich gegen Rechtsextremismus. Dieses Engagement brachte ihm wiederholt Hassnachrichten und Drohungen ein. „Zwickau ist meine Heimat. Zwickau ist meine Hölle“, so Springfeld.

Am Birklehof las er aus seinem Buch „Unter Nazis“. Seine Erfahrungsberichte von Übergriffen und die Geschichten von NSU-Opfern waren intensiv, bedrückend – und zugleich stärkend: Sie machten deutlich, dass Solidarität stärker sein kann als Hass. Demokratie sei „ein Juwel“, so Saleh, unser Schüler aus Libyen. „Im Jahr 2025 kann man nicht mehr politisch neutral sein. Schweigen bedeute Zustimmung“ erklärte Jakob Springfeld. Er selbst ist ein Vorbild dafür, dass auch junge Menschen etwas bewegen können.

„Besonders bei der Theodor Heuss-Preisverleihung und der Lesung von Jakob Springfeld wurde deutlich, wie wichtig unsere Stimme ist – sie hat Wirkung, sie verändert“, fasst Hannah zusammen. „Mir wurde klar: Demokratie beginnt im Alltag – wenn wir zuhören, widersprechen, Fragen stellen und Verantwortung übernehmen. Menschen wie Jakob Springfeld sind dabei ein Vorbild. Sie zeigen, was aus einer Idee entstehen kann – und dass jede und jeder etwas bewirken kann.“

Wir freuen uns auf die kommenden Gäste dieser neuen Veranstaltungsreihe – und auf viele weitere Impulse, die unsere Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu menschlichen, mündigen und mutigen Persönlichkeiten begleiten.

Text: Elisabeth Ilg

Fotos: Jan Potente und Schule Birklehof

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